Panoramablick über Chicago

Neuwagenüberführung von Chicago nach Orlando

CANUSA unterwegs: Cedric berichtet von seiner dreiwöchigen Wohnmobil-Neuwagenüberführung im März von Chicago nach Orlando.

Ich wollte schon lange mit meiner Familie eine Wohnmobiltour in den USA unternehmen. Als ich das Glück hatte, eine der beliebten Neuwagenüberführung von Chicago nach Orlando zu ergattern, ergriff ich die Chance und plante eine dreiwöchige Tour, die uns unter anderem zu Highlights wie der Musik-Hochburg Nashville, in die traumhaften Everglades, nach Sanibel Island und in diverse naturgewaltige Stateparks führen sollte.

Unterwegs von Chicago nach Orlando
CANUSA Mitarbeiter Cedric Fisera
„Wir fühlen uns wie Ranger, die durch die unberührten Sümpfe und Flüsse des Parks fahren und die Faszination der Natur hautnah erleben. Und wir sehen zwei Alligatoren in freier Wildbahn. Ein tolles Erlebnis!“
Cedric Fisera

Systemadministrator bei CANUSA in Hamburg

Ankunft in Chicago

Unsere 18-tägige Reise beginnt mit einem angenehmen Flug in der Premium Eco Klasse von British Airways, was für einen sehr entspannten Start sorgt. Nach unserer Ankunft in Chicago entscheiden wir uns für einen Hoteltransfer mit Lyft, da es schon recht spät am Abend ist und wir und auf unser Bett freuen …

Der nächste Morgen steht definitiv unter dem Motto „grün“. Wir haben das Glück zum St. Patricks Day, dem Feiertag des irischen Schutzpatrons, in Chicago zu sein. Das ist hier Jahr für Jahr ein großes Ereignis. Die Stadt ist bereits vor dem 17. März voller Menschen. Nachdem wir einen Platz fürs Spektakel gefunden haben, bei dem der Chicago River grün gefärbt wird, genießen wir die 15-minütige Show inmitten der Menschenmenge. Um uns herum sind alle grün gekleidet, grün geschminkt und grün geschmückt. Anschließend machen wir uns auf den Weg, um die eindrucksvolle St. Patrick's Day Parade zu beobachten. Irische Volksmusik und allseits gut gelaunte Menschen sorgen für ausgelassene Stimmung.

Im Anschluss wollen wir noch etwas das sonnige Wetter genießen und machen einen Abstecher zum Montrose Beach, von wo man die Skyline der Stadt besonders gut bewundern kann. Hier können wir die Schönheit Chicagos fernab des Trubels genießen und wunderschöne Fotos der Skyline schießen.

Nach der Verschnaufpause machen wir uns auf zum Skydeck, Chicagos höchsten Punkt im 103. Stock des Willis Tower, wo man atemberaubende Blicke auf die Stadt erhaschen kann. Eine wunderbare Aussicht und Glasbalkone, die tolle Fotos aus einer ganz anderen Perspektive ermöglichen. 

Am Abend verlassen wir Chicago und fahren mit unserem Mietwagen nach Elkhard, wo wir am nächsten Morgen unser nigelnagelneues Wohnmobil von Road Bear übernehmen und unsere Neuwagenüberführung nach Orlando antreten wollen. Elkhart ist eine Kleinstadt im Norden Indianas, ca. 170 km östlich von Chicago.

Blick auf die imposanten Gebäude Chicagos
Cedric genießt die Aussicht vom Skydeck Chicago

Was bedeutet eigentlich Neuwagenüberführung?

Jedes Jahr bestellen Wohnmobilvermieter neue Fahrzeuge in den großen Werken im Norden der USA zwischen Chicago und Detroit, um ihre Flotten zu erneuern. Diese Wohnmobile müssen von dort auf die jeweiligen Vermietstationen im ganzen Land verteilt werden. Ein Neuwagen-Special bietet eine tolle Gelegenheit, ein fabrikneues Wohnmobil zu Top-Preisen ab Werk zu fahren und – bis auf den vorbestimmten Rückgabeort – eine individuelle Tour zu erleben.

Wohnmobilübernahme in Elkhart

Unsere Neuwagenüberführung beginnt mit großer Vorfreude und Abenteuerlust: Wir nehmen unser Motorhome von Road Bear in Elkhart in Empfang. Da wir uns für einen C 29-31 Slide-out Camper entschieden haben, haben hier vier Erwachsene ausreichend Stauraum und Platz zur Verfügung.

Chris, ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Mitarbeiter, erklärt uns alle wichtigen Details. Er weißt uns darauf hin, dass der Camper „winterized“ ist und empfiehlt uns, ihn erst in wärmeren Gegenden zu „dewinterizen“ und erklärt uns natürlich auch, wie wir das bewerkstelligen können. Wie das geht, erkläre ich später ...

Motorhome C 29-31 von Road Bear RV
Innenansicht vom Motorhome C 29-31 Slide-out von Road Bear RV

Erster Stopp: Louisville

Unsere erste Etappe führt uns nach Louisville in Kentucky, wo wir die Gelegenheit nutzen, um uns mit Lebensmitteln bei Walmart einzudecken. Der Megamarkt Walmart kann beim Erstbesuch etwas „erschlagend“ wirken – die Dimensionen sind schon um einiges größer, als wir Europäer gewohnt sind.

Aber nach zwei Stunden kommen wir mit allem Nötigen heraus und begeben uns auf unseren ersten Campground, den KOA Louisville. Hier verbringen wir einen angenehmen ruhigen ersten Abend.

Auf nach Nashville!

Am nächsten Morgen machen wir uns bei kaltem und nebligem Wetter auf den Weg nach Nashville in Tennessee. Die Fahrt führt uns abseits der Autobahn durch wunderschöne Landschaften und kleine Städte, die uns einen Einblick in das ländliche Leben in Indiana und Tennessee bieten. Wir genießen die langsameren Straßen und die Möglichkeit, an abgelegenen Orten anzuhalten und die Umgebung zu erkunden. Durch hügelige Landschaften, Alleen und Feldwege führt unser Weg. Hier kommt richtiges Road Movie-Feeling auf.

In Nashville angekommen entscheiden wir uns für den zentral gelegenen Campingplatz KOA Nashville, der einen Shuttleservice in die Innenstadt anbietet. Leider fällt unser Besuch mit einem großen Sportereignis zusammen, was einige unserer geplanten Aktivitäten einschränkt.

Dennoch genießen wir die Stadt und erkunden einige der beliebtesten Sehenswürdigkeiten und Restaurants. Nashville wird seinem Namen als Musikstadt gerecht. Keine Straße, wo nicht rockige Musik oder Balladen ertönen. 

Ein Tipp für alle Musikfans: Der Campingplatz veranstaltet drei Mal die Woche ausgelassene Livemusik-Abende. 

Und noch einen Geheimtipp für Nashville: Wer auf authentisches mexikanisches Essen steht, sollte unbedingt den 'Maiz De La Vida' Food Truck ausprobieren.

Abendlichter in Nashville
Maiz de la Vida Food Truck in Nashville

Der Silver Springs State Park in Florida

Unsere weitere Etappe nach Florida wird von einem unerwarteten Blizzard begleitet, der uns zu einer langen und etwas anstrengenden Fahrt von elf Stunden zwingt. Die Natur ist eben nicht berechenbar. Wir wissen jetzt den Vorteil, einen Kühlschrank an Bord zu haben und über ausreichend Platz zu verfügen, noch mehr zu schätzen. So brauchen wir nicht noch lange Pausen einzulegen.

Der Sunshine State wird gleich am ersten Tag seinem Namen gerecht und wir werden von strahlender Sonne empfangen. Im Silver Springs State Park angekommen, genießen wir zunächst die pure Natur und die entspannte Ruhe, die hier herrscht. Der Silver Springs State Campground liegt etwas versteckt mitten im Park und bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Umgebung zu erkunden.

Viele Aktivitäten werden auch direkt im Park angeboten. Wir entscheiden uns für eine Tour mit einem Glasbodenkajak von Epic Paddle Adventures (es gibt noch diverse andere Anbieter). Das klare Wasser und die vielfältige Unterwasserwelt faszinieren uns, besonders als wir die ersten Alligatoren und Manatees sichten. Es fühlt sich surreal an, durch den Glasboden die Manatees aus nächster Nähe erleben zu dürfen. Natürlich gilt: Anfassen verboten! Übrigens: Wem ein Kajak zu klein ist, der kann alternativ auch eine Fahrt mit einem größeren Glasbodenboot in Silver Springs unternehmen. 

Da wir jetzt in einem wärmeren Gebiet angekommen sind, können wir die „Dewinterisierung“ des Campers vornehmen und nach der zuvor beschriebenen Prozedur nun auch Wasser im Wohnmobil nutzen.

Was bedeutet „winterized“ überhaupt?

Da es sicher einige Leser gibt, denen dieser Begriff – wie zuvor auch uns – nichts sagt, hier eine kurze Erklärung: Ein Wohnmobil wird vom Vermieter für den Einsatz in kalten Wetterbedingungen entsprechend präpariert. Dies ist besonders wichtig, um Schäden durch Frost zu vermeiden. Dazu gehören verschiedene Maßnahmen, die sicherzustellen, dass das Fahrzeug den Minusgraden standhalten kann – vor allem werden dadurch die Wasserleitungen vor Frost geschützt. Dies bedeutet einige Einschränkungen für den Gebrauch des Campers: Zum Beispiel steht in den kalten Monaten kein Wasser zum Duschen, Waschen oder für andere Zwecke zur Verfügung. In dieser Phase kann man selbstverständlich auf die Sanitäranlagen auf den Stellplätzen zurückgreifen. 
Das „winterizen“ ist also nicht grundsätzlich eine Prozedur bei einer Neuwagenüberführung, sondern abhängig von der Region und der Jahreszeit, in der man das Fahrzeug mietet.

Sobald die Temperaturen es zulassen, kann man den Camper selbstständig „dewinterizen“. Es ist eine einfache Prozedur, die wir dank einer klaren Anleitung bei der Wohnmobilübernahme problemlos bewältigen. Etwas Essig in den Wassertank geben und das Fahrzeug am Wasser anschließen – die restliche Prozedur läuft fast von selbst. Am Ende stellen wir fest, dass noch etwas pinkfarbenes Wasser herauskommt, das definitiv nicht zum Trinken geeignet ist! Die Amerikaner nennen es  „Pink Stuff“. Es ist wichtig, danach den Frischwassertank aufzufüllen und eine kurze Strecke zu fahren, um sicherzustellen, dass alle Rückstände ausgespült werden. Sobald kein pinkfarbenes Wasser mehr herauskommt, kann man alle Wasserhähne bedenkenlos verwenden.

Eingang zum Silver Springs State Park
Aufregende Glasbodenkajaktour mitten durch die Natur

Adrenalin pur und Wildlife hautnah 

Unser Weg führt uns am nächsten Morgen weiter zum Rainbow Springs State Park. Wir steuern den Canyons Zip Line and Adventure Park an, wo wir unsere Höhenangst überwinden. Bei schönstem Wetter schwingen wir mit einer Zipline über tolle Landschaften und überfliegen glasklare Seen. Die wunderschöne Natur und die Adrenalinschübe machen Lust auf mehr.

Am nächsten Stopp, dem Myakka State Park, genießen wir die unberührte Natur und planen eine Bootstour, die jedoch aufgrund von Niedrigwasser ausfällt. Glücklicherweise bietet uns eine Airboat-Tour ein alternatives Abenteuer und erlaubt uns, die Tierwelt Floridas aus einer anderen Perspektive zu erleben.

Wir fühlen uns wie Ranger, die durch die unberührten Sümpfe und Flüsse des Parks fahren und die Faszination der Natur hautnah erleben. Und wir sehen zwei Alligatoren in freier Wildbahn. Ein tolles Erlebnis!

Ein unerwartetes Problem mit dem Strom im Camper nach unserem Ausflug wird von uns mit Hilfe vom kompetenten Roadbear-Roadside Team, das uns prompt unterstützt, schnell gelöst. Wir fühlen uns gut aufgehoben und können die Reise ohne weitere Zwischenfälle fortsetzen.

Propellerboot-Tour durch das Mangrovenlabyrinth im Everglades Nationalpark
Interessante Tierarten im Sawgrass Recreation Park hautnah erleben

Im Paradies angekommen: Sanibel Island

Auf Sanibel Island genießen wir die Ruhe des Periwinkle Campgrounds und beobachten die vielfältige Tierwelt, die uns umgibt. Mit einer Entfernung von ungefähr einer halben Meile zum Strand eignet sich der Park ideal für längere Aufenthalte, weshalb wir hier auch gleich drei Tage verbringen. Der nahe gelegene Captiva Beach beschert uns allabendlich einzigartige und unvergessliche Sonnenuntergänge. Wir nutzen die Zeit, um am Strand zu entspannen, Muscheln zu sammeln und die Schönheit der Natur zu bewundern. Mein Tipp: Mit einem Wohnmobil direkt am Strand zu parken ist nicht gestattet, aber eine Fahrt mit Lyft kostet hin und zurück etwa genauso viel, wie Parkgebühren in der Nähe des Strandes.

Der Periwinkle Campground hat seine Besonderheiten: Hier wird ausschließlich bar und direkt vor Ort bezahlt, was eher untypisch für amerikanische Campingplätze ist. 

Der Campground selbst ist sehr ruhig und verfügt über zwei Teiche, in denen verschiedene Tiere zu finden sind. Es ist absolut empfehlenswert, frühzeitig per Mail zu buchen! Und noch ein Tipp: Mückenspray nicht vergessen! Die Nähe zur Natur hat auch ihre Schattenseiten. Aber: Die wunderschönen kilometerlangen Sandstrände sind es wirklich wert!

Ein weiterer Geheimtipp ist der J.N. "Ding" Darling National Wildlife Refuge in der Nähe. Dieses Naturschutzgebiet liegt etwas versteckt und eignet sich perfekt für Vogelbeobachtungen und Naturerkundungen. Einfach ein Kajak mieten oder mit dem Auto eine Runde durch den Park fahren, um die Vielfalt der Tierwelt zu erleben.

Schöner Sonnenuntergang auf Captiva Island
Naturvoller Periwinkle State Park auf Sanibel Island

Vier wundervolle Tage im Oscar Scherer State Park

Nach unserem Aufenthalt auf Sanibel Island machen wir uns auf den Weg zum Oscar Scherer State Park, wo wir ganze vier Tage verbringen. Da der Park etwas weiter entfernt von einzigartigen Ausflugszielen liegt, entscheiden wir uns, in der Nähe ein Auto von Alamo zu mieten, um flexibler zu den weißen Stränden zu gelangen. 

Wir erkunden die Strände auf den Inseln Siesta Key, Lido Key, Longboat Key und Anna Maria Island. Der schönste Strand befindet sich an der Spitze von Anna Maria Island, allerdings ist er auch der windigste von allen. „Backpulversand“ wird der Sand hier liebevoll von den Anwohnern genannt. Und genau so fühlt er sich auch unter den nackten Fußsohlen an! Das Tolle ist, dass man auf allen Inseln kostenfrei an den Stränden parken kann (Wohnmobile sind dort nicht erlaubt), aber das Suchen nach einem Parkplatz kann leider etwas mühsam sein. Geduld und Zeit sind hier gefragt, oder man steht sehr früh auf, um noch vor der Rushhour einen Parkplatz zu ergattern.

Auch am Abend bietet die direkte Umgebung zahlreiche Möglichkeiten zur Unterhaltung, darunter viele schöne Restaurants und eine einladende Ladenpassage auf St. Armands. Um den zentralen Kreisverkehr spielt sich am Nachmittag und Abend das bunte Leben ab. Cafés stellen Bänke vor die Tür, Pizzerias öffnen die Türen, Souvenirshops laden zum Bummeln ein. 

Ein kleiner Tipp: Wenn man diese Region Floridas erkunden möchte, empfiehlt es sich, für diese Zeit einen festen Ausgangspunkt/Campground zu wählen. So kann man immer wieder zurückkehren und muss nicht „umziehen“. Ich empfehle einen Besuch des Coquina Beach Market. Jeden Sonntagmorgen kann man hier lokale Handwerkskunst und frische Produkte kaufen. Es ist ein großartiger Ort, um mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Die Einwohner strahlen übrigens mit der Sonne des Sunshine States um die Wette: Freundlichkeit steht hier an erster Stelle!

Motorhome C 29-31 Slide-out im Oscar Scherer State Park
Ausblick auf Anna Maria Island

Shoppingrausch, StadionVibes und Abschied in Orlando

Unser letzter Halt ist der Bill Frederick State Park in Orlando. Er liegt ziemlich zentral, mit einem Auto erreicht man die Innenstadt in Kürze. Wir nutzen die Zeit in Orlando, um noch einmal richtig ausgiebig in den vielen Outlet Malls zu shoppen. Die Preise sind wirklich unschlagbar! Wir sind froh, dass wir im Vorwege noch mehr Freigepäck gebucht haben. 

Nach dem Shoppingrausch besuchen wir abends ein NBA-Spiel der Orlando Magics gegen die Golden State Warriors. Es ist unglaublich aufregend, endlich die Stars live zu sehen, die ich bisher nur von der Playstation kenne. Leider verlieren die Orlando Magic das Spiel trotz einer großartigen Leistung. Es ist dennoch ein unvergessliches Erlebnis, die Spieler in Aktion zu erleben! 

Die Stimmung ist unvergleichlich. Alle Gäste sind friedlich und gut gelaunt, Fans der unterschiedlichen Teams sitzen gemischt, zum Teil direkt nebeneinander. Alle haben sich gern, feuern abwechselnd die Lieblingsteams an.

Am nächsten Tag heißt es leider schon Abschied nehmen. Die Reise bleibt unvergesslich. Die vielfältigen Landschaften und die unterwegs gesammelten Eindrücke bleiben für immer in unserer Erinnerung. 

Und ich kann definitiv bestätigen: Eine Neuwagenüberführung lohnt sich in jeder Hinsicht und macht viel Spaß!

Shoppen im Outlet in Orlando
NBA Spiel der Orlando Magics

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